Ich finde, Episode VIII muss man sehr differenziert betrachten. Ich werde mir langsam klarer, wie ich den Film einschätzen will. Direkt nach der Vorstellung fiel mir das unglaublich schwer.
Der Film ist definitiv mutig und auch wenn mir nicht alle Entscheidungen gefallen, welche von Regie und Autoren getroffen wurden, so kann ich viele von ihnen doch zumindest anerkennen. Rian Johnson ist jemand, der sein Handwerk gut versteht - als Medium Film war Episode VIII wirklich ein Leckerbissen: Szenenbild, Kostüme, Spiel mit Zitaten, das hat mir alles sehr, sehr viel Spaß gemacht. Ich bin mit Sicherheit kein einfaches Publikum, aber ich habe den Film gern gesehen.
Dennoch gab es viele Punkte, die mir beim ersten Mal nicht auf Anhieb gefallen haben.
War mir der Film zu albern? Ja. Gleich die Eröffnungsszene hat enorm an Wirkung verloren, als General Hux und seine Flotte vorgeführt wurden. Das hatte weniger mit dem Geschehen an sich zu tun (dass Poes X-Wing diesen Schaden anrichten konnte liegt an der Konzeption der Schilde in den neuen Filmen, welche man später noch einmal gut erkennen kann), sondern einfach an der Art der Inszenierung. Ironischerweise hat die Szene meiner Ansicht nach mit dem beinahe gescheiterten Bomberangriff eine rettende Kehrtwende eingenommen - endlich gewinnen auch die Guten nur mit herbsten Rückschlägen. Der Stil, welcher in diesem Teil der Szene dominant war, hätte dem Film an vielen Stellen gut getan. Episode VIII hätte richtig düsteres Star Wars werden können - und wäre vermutlich großartig geworden. Rouge One hat gezeigt, wie viel Pontenzial "dreckiges" Star Wars hat.
Fand ich den Haupterzählungsstrang um die Verfolgungsjagd eher mäßig spannend? Ja. Ich war im Kino irgendwann genervt, als der X-te Szenensprung zu den fliehenden Kreuzern stattfand. Das hätte man besser lösen können. Gleichzeitig war ich zunächst vom Strang um Rose ( CutEditor was ein ganz normaler Vorname ist, keine Ahnung was dein Problem ist) und Finn enttäuscht, weil der insgesamt gefühlt überflüssig war und gleichzeitig Potenzial liegen gelassen hat. Im Nachhinein hab ich erkannt: Jup, der war tatsächlich nur ein Filler. Sein Zweck war lediglich, die Charakterentwicklung von Poe durch einen Twist voranzutreiben - im Nachhinein war er derjenige mit dem schlechten Plan. Filmisch war das wirklich cool gemacht, auch wenn das Ergebnis nicht optimal war. Ich respektiere das aber von der Idee sehr.
Großes Kino gab es dafür immer dort, wo Mark Hamill, Daisy Ridley und Adam Driver auftauchten. Das ganze Konstrukt um Luke, Rey und Kylo war grandios. Toll gespielt, toll inszeniert und wirklich feines Star Wars! Der Perspektivwechsel zwischen Kylo und Luke gehörte für mich zu einer der besten Szenen im ganzen Film (auch großen Respekt an Mark Hamill, der einen Luke auf einem Niveau gespielt hat, welches mich sogar den ein oder andere "zu coolen" Auftritt hat verschmerzen lassen). Zum Thema Wasser von der Insel bei Kylo: Das wird auch nur eine Projektion gewesen sein, genau wie die Würfel am Ende.
Dann Snoke: Viele wollten Antworten, die sie jetzt nicht mehr kriegen werden. Und ich finde es klasse. Gott, wie habe ich mich über diese ganze Szene gefreut. Das coole Zitat an Episode VI, jedoch mit völlig anderer Auflösung, der unerwartete Tod Snokes, der Kampf gegen seine Prätorianergarde. Snoke hatte das Problem, einfach kein spannender Charakter zu sein - egal, wer er nun ursprünglich war, jetzt ist er nur noch der Imperator 2.0 gewesen; allein für die offenen Münder der Snoke-Theoretiker hat sich diese Wendung gelohnt. Sie war mutig und richtig. Auch wenn sich Snoke nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert hat, was stellvertretend für die ganze First Order gilt. Dadurch bekommt sie ein deutliches Autoritätsproblem und wird ihrer Gefährlichkeit aus dem eröffnenden Lauftext leider kein bisschen gerecht.
Ich könnte und müsste das hier noch deutlich weiter führen. Eigentlich müsste ich den Film Szene für Szene durchgehen und könnte zu jedem Part ein völlig anderes Fazit ziehen. Aber dafür hab ich gerade einfach nicht mehr die Kraft und die Zeit. Ich versuche es somit mit einem vorläufigen Kurzfazit:
War Episode VIII der schlechteste Star Wars Film? Nein.
War er der beste? Nein.
War er besser als VII? Meiner Ansicht nach definitiv.
Ist er für jedermann? Nein, das zeigt auch die Debatte. Ich glaube, er hat weder den Hass noch die Lobpreisungen einiger Leute verdient.
War er zu albern? Für mich ja. Aber nicht so sehr, dass ich den Film nicht genossen hätte. Es fiel mir schwierig, ein paar Szenen komplett ernst zu nehmen, aber vielleicht muss ich das auch gar nicht.
Am meisten leidet Episode VIII vermutlich an der Gesamtkonzeption der neuen Trilogie. Wo die Prequels eine neue Geschichte erzählt haben, erzählen die Sequels nur eine alte Geschichte neu. Gepaart mit dem neuen Humor, der eher nicht meinen Geschmack trifft, ergibt sich dadurch irgendwie eine bereits bekannt wirkende Geschichte, deren Protagonisten stellenweise nicht ganz ernst zu nehmen sind. Macht das Episode VIII zu einem schlechten Film? Keinesfalls. Macht das Episode VIII zu schlechtem Star Wars? Mitnichten. Ich glaube, Episode VIII ist sein sehr guter Film und beinhaltet zudem auch großartiges Star Wars - er ist aber kein Auftritt ohne Schwächen.
So, langsam rede ich wirr und sollte das später fortführen. Viele meiner Empfindungen zum Film lassen sich auch nicht in Worte fassen. In jedem Fall habe ich das Gefühl, ihr macht Episode VIII schlechter, als sie ist. 