Ich beziehe mich mal auf deinen gesamten Text und zitiere keine direkten Stellen. Sieh es als eine chronologische Abarbeitung deiner Argumente.
Ich stimme dir zu, dass es die gebildeten Menschen sind, die Systeme hinterfragen und nicht die ungebildeten. Das ist auch selbstverständlich, weil es in der Natur der Bildung liegt so etwas zu fördern. Wer nicht hinterfragt und mitdenkt, wird niemals einen hohen Bildungsgrad erreichen, weil das einfach ab 'ner bestimmten Klassenstufe bereits vorausgesetzt wird. Das kann man allein an politischem Engagement sehen. Nicht grundlos entspringen neue Parteien in unserem System immer den Universitäten - dort machen sich die Leute einfach noch Gedanken.
Dennoch darfst du diese grundsätzliche Einstellung nicht mit der Facebooknutzung gleichsetzen. Es mag gerne stimmen, dass schlaue Menschen sich mit Facebook tiefer auseinandersetzen und grundsätzlich wohl auch skeptischer sind, aber das bedeutet nicht, dass sie das Konzept grundsätzlich ablehnen.
Ich persönlich sehe mich als erfolgreichen Schüler, was mir mein Schnitt bisher bestätigt hat, der auf das Abitur hinarbeitet. Auch ich habe mir Gedanken zu Facebook gemacht, wie alle meine Freunde, die ich kenne, die ich persönlich als etwas gebildeter bezeichnen würde. Sogar mit meinen Verwandten hat Facebook schon für Gesprächsstoff gesorgt und ich habe einen äußerst intelligenten Biologie Doktorant in der Familie. Ich konnte durchweg feststellen, dass es sowohl Leute gibt, die Facebook grundsätzlich ablehnen, wie auch Mitmenschen, die das trotz der Nachteile weiterhin nutzen.
Ich möchte nicht sagen, dass diesen Eindrucken empirische Daten zu Grunde liegen, doch empfinde ich die Verallgemeinerung, dass nur "dumme" Menschen (Vorsicht, überspitzt!) Facebook nutzen, unangebracht. Wenn es darum geht, dass "intelligente" menschen sich mehr Gedanken und speziell Sorgen um ihre Daten machen, dann stimme ich dir zu, doch glaube ich nicht, dass jeder zu den gleichen Schlüssen kommt, zu denen du kommst. Ich persönlich empfinde zwar das Sammeln der Daten als problematisch, finde einige Einstellungen aber auch etwas übertrieben. Es gibt weitaus größere politische Themen, die unsere Bürgerrechte einschränken, als das Erlauben des Datensammelwahns von Facebook. Auch Google hat bereits Tracking-Methoden und diese werden primär zu Werbezwecken genutzt. Jaja, ich weiß, dass dieses Argument törricht ist, doch ist meiner Meinung nach dieser Sammelwahn von einigen Behörden wesentlich problematischer und kann viel eher zu Missbrauch führen-
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich die Datensammelei von Facebook und anderen Unternehmen unterstütze und ich befürworte die Versuche von Datenschützern in Deutschland Kompromisse zu finden, doch muss man mal einfach auf dem Teppich bleiben. Facebook bietet mir persönlich mehr Vorteile, als dass mich die Nachteile so unglaublich einschränken. Letztenendes liegt in meiner Hand, was ich Facebook alles mitteile und ich glaube viele intelligente Menschen werden auch zu diesem Schluss kommen.
Schlussendlich kommt es auf unser Leben an und nicht darauf, wie paranoid wir uns am besten vor Missbrauch unserer Daten schützen. Tatsache ist nämlich, dass das sowieso niemals gelingen wird.
Nun zu dem Punkt der Bildung: Es stimmt auch in Deutschland, dass jeder der es möchte das Abitur und auch das Studium schaffen kann, wenn er die Motivation besitzt. Das B(undes)A(usbildungs)Fö(rderungs)G(esetz) und Studienkredite machen es möglich. Die wahre Frage, wenn wir von Bildung als moderne Klassengesellschaft sprechen, ist jedoch, ob sie dies auch wahrnimmt. Meiner Meinung nach liegt es an den Eltern, wie weit es das Kind schafft. Statistische Ausreißer gibt es immer, doch in der Regel, würde ich persönlich sagen, ist es einfach so, dass ein Kind nur Erfolg haben kann, wenn die Eltern dieses so erziehen. Wenn von Erziehungsberechtigten nicht der Druck kommt, sich auch mal ein wenig Mühe zu geben, dann wird das Abi meistens nicht erreicht, weil weder die Motivation, noch der Wille da sind, diesen Bildungsgrad zu erreichen.
Das ist der wahre Punkt, wenn wir von einer Klassengesellschaft reden. Jemand der in einem Problemviertel aufwächst, der wird auch kein Staatsanwalt. Das ist zwar theoretisch möglich, doch würde jeder den Kopf schütteln, wenn du das sagst. Es ist also schwierig für jemanden mit niedrigem sozialen Status, einen wesentlich höheren Status zu erreichen. Da i.d.R. an den Status auch das Gehalt geknüpft ist, finde ich Gamergirls Hypothese, dass die Bildung als neue Klassengesellschaft gesehen werden kann, gar nicht mal so falsch.
Am Ende ist es schließlich nicht Aufgabe der Politik theoretisch die Bildungschancen zu erhöhen, sondern praktisch. Denn, wie du so schön gesagt hast, sind es (meist) nur die Intelligenten, die das System hinterfragen und deshalb Bildung als solche herbei sehnen, um das System für einen persönlich zu brechen. Es ist deshalb auch Aufgabe der Politik, wenn die Eltern keinerlei Bildungswunsch für ihre Kinder haben, dennoch vernünftige Bürger aus diesen zu machen.
Puh, das war lang.