Weiterführende Geschichte von der Charaktervorstellung
“Komm wieder gesund nach Hause”, sagte Daaiks Mutter, als sie ihn noch einmal an sich drückte und ihm über seinen Schuppenkamm am Kopf strich.
“Es wird schon alles gut gehen, Mutter”, versuchte Daaik sie zu beruhigen und versuchte sich aus der schraubstockartigen Umklammerung zu befreien. Sein Vater Ghaa stand gut einen Meter entfernt und beobachtete die Szenerie. In seinen Händen hielt er ein traditionales Messer, bei dem am nicht scharfgeschliffene Teil zwischen Griff und Schneide das Familienwaffen eingraviert war. Die Klinge war leicht geschwungen und am hölzernen Heft waren Jagdszenen eingeritzt. Nachdem sich sein Sohn von der Herzlichkeit der Mutter befreien konnte trat er an Daaik heran, schaute ihm in die gelb-orangen Augen und überreichte ihm das Jagdmesser.
“Von Generation zu Generation geben wir schon in unserer Familie Jagdmesser an unsere Kinder weiter, wenn sie den Planeten für die Jagd verlassen. Ich weiß, du hältst nicht viel vom klassischen Jagen”, sagte er und mied für einen Augenblick den Augenkontakt mit seinem Sohn, “aber sei dir gewiss, du wirst es eines Tages brauchen. Und es wird dir gute Dienste erweisen, so wie es bei mir auch der Fall war” und mit einer leichten Bewegung seiner Hand deutet er auf sein Messer, welches er auf seiner linken Hüftseite trug.
Daaik stand da, wie angewurzelt. Obwohl die emotionale Reaktion seiner Mutter ihn schon überwältigt hat, war dies nocheinmal eine Steigerung. Sein sonst eher rational erscheinender Vater schien ihn wohl endlich akzeptiert zu haben. Zwar nicht als sein Nachfolger der große Jäger, wie es sich Ghaa gewünscht hätte, aber wenigstens als gleichgestelltes Mitglied der Gesellschaft. Daaik nahm das Messer von seinem Vater entgegen, betrachtete es kurz und tarierte das Gewicht des Messers in seiner Hand aus. Es fühlte sich unerwartet leicht an, obwohl die Klinge aus einem gehärtetem Material gefertigt zu sein schien. Er schnallte sich die dazugehörige Ledertasche um, die sein Vater him noch dazu reichte und ließ das Messer langsam in die Ledertasche gleiten.
Daaik hielt seinem Vater den Arm hin und Ghaa ergriff ihn. Die langen Krallen seiner Hand bohrten sich unnachgiebig in den Unterarm von Daaik und er musste einen Schmerzensschrei unterdrücken. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Ghaa Daaik los und stellte sich wieder zu seiner Frau. Daaik, der sich nun erstaunlicher Weise leer fühlte, ging langsam rückwärts und mit einem letzten Blick, drehte er seiner Familie den Rücken zu und bewegte sich in Richtung des lokalen Raumhafens. Wir werden uns wiedersehen - hoffentlich.
Der Raumhafen war klein und schmutzig, vereinzelt liefen kleine Hilfsdroiden herum, die hier und da einem Trandoshaner beim einpacken halfen oder zu den entsprechenden Gates führten. Daaik ging durch die sengende Hitze, der am höchsten Punkt des Himmelszelt befindenden Sonne names Kashyyyk. Kashyyyk war auch der Name eines Nachbarplanetens, auf dem große Haare Wesen namens Wookies leben. Wookies. Alleine der Gedanke an die Bewohner des Urwaldplaneten, ließ Daaik schaudern. Obwohl er persönlich nichts gegen Wookies hatte und obendrein gar keinen Wookie kannte, so war es doch allgemein in Trandosha bekannt, dass Wookies die Todfeinde der Trandoshaner sind. Wer mit dem schon über hundert Jahre dauerenden Streit angefangen hat, war Daaik nicht bekannt - vermutlich aber sein Volk selbst auf der Suche nach Jagganath-Punkten.
Vielleicht konnte er auf seiner Reise ja einem Wookie begegnen. Er sollte jedoch lieber die Geschichte dann für sich behalten. Friedliche Auseinandersetzungen mit Wookies waren nicht gerne gesehen und würden sicherlich dem Ansehen seiner Familie schaden.
Angekommen bei seinem Raumgleiter kletterte Daaik über eine dazugehörige Leiter in das Ein-Mann-Cockpit. Der weiche Ledersitzt war perfekt geeignet für den langen Flug, den er vor sich hatte. Er setzt sich seinen Helm auf, über den er in Kontakt mit METSOP stand, ein Nachrichten-an-Raumfahrer-System, welches den Piloten von Raumschiffen Informationen über das System, in dem sie sich gerade befinden gab. Trandosha besaß aber auch einen eigenen planetaren Informationschannel, der für heute eine klare Sicht und guten Flug kundgab.
Ich werde die Wärme vermissen, dachte sich Daaik. Andere Planeten waren kühler und feuchter als Trandosha und er befürchtete, dass er sich fernab von seiner Heimatwelt unwohl fühlen würde. Doch all die Sorgen und Ängste schob er beiseite, denn er brauchte nun einen klaren Kopf. Die Freigabe für seinen Flug bekam Daaik nur ein paar Minuten nach seiner Anfrage. Anscheinend verließen heute nicht viele Trandoshaner die Docks.
Sein Raumgleiter hob ab und aus den hinteren Antrieben kam ein Feuerstoß, der das Gefährt aus der Atmosphäre schob. Als Daaik die Atmosphäre durchbrach ließ er vom Schub ab und ließ sich langsam gleiten. Schwerelosigkeit, so fühlt sich das also an, ging es Daaik durch den Kopf. Er hatte zuvor noch nie den Planeten verlassen. Obwohl er angeschnallt und festgezurrt im Cockpit saß bemerkte er, wie er sich leichter fühlte. Aber vielleicht war es auch nur die Befreiung nun sein Schicksal anzugehen, die er fühlte.
“Auf wiedersehen Dosha”, sagte er und betätigte nun wieder den Schub. Er flog an die beiden Trabanten von Trandosha vorbei Wasskah und Akoshissss, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Wasskah war ein Waldmond mit Inseln, der ab und zu gerne von Trandoshanern besucht wurde. Akoshissss hingegen ist komplett unfruchtbar, hat eine dünne Atmosphäre und die Temperaturen sind nahe dem Gefrierpunkt - kein guter Ort um Urlaub zu machen. Wie das Gute und das Böse, wie eine helle und dunkle Seite.
Daaik flog nahe an Wasskah entlang bevor er in Richtung des Umbarra Systems verschwand.