[expander]Ja, also. Vielleicht interessiert das hier ja irgendwen. Die Geschichte ist aus dem Jahr 2008 und ich fand es passend, sie in einem Forum im Internet zu veröffentlichen. Ansonsten habe ich nämlich keine Verwendung dafür. Das ist der erste Teil der Geschichte, insofern irgendwer sie liest und wissen möchte, wie sie ausgeht, kommt der Rest ebenfalls. Aber ich denke eher, dass das hier sowieso niemand liest. Aber die Hoffniung stirbt zuletzt.[/expander]
Lüge
Vorwort:
Manchmal muss man erst tief in Sich blicken, um das Drumherum zu verstehen.
Die Zentralverriegelung schließt nicht. Verdammt, wieder die Funk-Fernsteuerung. Du musst wieder zurück zum Wagen, wieder durch den Regen, vorbei an einigen Straßenlaternen und einem nach Alkohol stinkenden Straßenpenner. Du warst sowieso schon genervt, jetzt dein Wagen und als nächstes bricht dein Hausschlüssel wahrscheinlich beim Drehen im Schloss deines 3-Zimmer Apartments. Du spürst ein Ticken auf deiner Schulter, fragst genervt: "Ja, was-", wirst aber vorher von einem Schlag in deine Magengegend niedergestreckt, siehst beim Fallen auf den vom Regen nassen Asphalt noch das dreckige Grinsen des Penners, der sich genauso wenig um dich schert, wie du dich um ihn. Dunkelheit. Du wachst auf, ohne Ahnung wie lange du ausgeknockt warst, mit Anfangs zittriger Stimme fragst du: "Wer? Wo bin ich? HILFE! LASSEN SIE MICH FREI!", aber keiner antwortet.
Du hast mit keiner Antwort gerechnet, noch, dass derjenige überraschend Reue zeigt und dich frei lässt. 'Zeit zum Nachdenken.' Diese alle Klischees erfüllende Formulierung stand mit roter Farbe gemalt, an der gegenüberliegenden Wand deiner Zelle. Du denkst Dir: "Na toll, ein Freak, der SAW mit mir spielt." du bekommst schlechte Laune. Als sei dein Leben nicht schon beschissen genug. Elf Stunden am Tag verbringst du im Büro, zwei davon sitzt du auf dem Klo und scheißt dir die Seele aus dem Arsch, frisst aber dennoch immer mehr in dich rein, in den Pausen. Der flache Bürostuhl tut deinen Hämorriden auch nicht gut, es kommt Dir schon so vor, als würdest du Dir öfters Salbe aus der Apotheke besorgen, als Essen vom benachbarten Dönerladen. Deine Kollegen meiden dich, und dir ist das nur Recht. Diese Sitzpisser sollen bleiben wo der Pfeffer wächst, am besten werden sie so lange befördert, bis du alleine in der Abteilung sitzt, denn dich interessiert kein anderer Mensch, außer der in deinem Spiegel. Ein Blick aus dem Fenster. Es scheint noch früh am Morgen zu sein, zumindest sieht er einige dieser fliegenden Ratten, die man Vögel nennt. Nichts tun sie, außer einem auf die Scheibe kacken. Und trotzdem magst du sie. Sie können Dir nicht dazwischenreden. Allerhöchstens dazwischen pfeifen. Außerdem kann man sie, wenn sie sterben essen. Das ist eine sehr günstige Nahrungsquelle und im Endeffekt bleibt es doch so, wie es schon immer war: friss oder werd' gefressen! dein lächerliches Monatsgehalt geht für Comics, Computerspiele und Pornos drauf, da bleibt nicht oft was für Essen übrig.
Erst Recht nicht für deinen teuren Fast-Food Scheiß. Es tut Dir nicht gut, es wird dich ins Grab befördern, aber immerhin passiert es dann irgendwann. Dein ganzes Leben in der Bruchbude hausen, die du deine Wohnung nennst? Nein, Danke. Das einzig Lebenswerte in deinem unlebenswertem Leben ist das Internet. Da kannst du sein, wer auch immer du sein willst. Doktor, Professor, Polizist, Feuerwehrmann, Held, Opfer, Mutter, Vater, Tochter oder Sohn. Und das Tolle ist, Idioten da draußen fallen auf dich rein. Du kommst dir manchmal wirklich klug vor, wenn du wiedermal irgendeine arme Seele da draußen überzeugt hast, dass du Jokos Enkel bist. Dass du weißt, wo die nächste GamesCon stattfindet, weil du Connections zu dem Sohn des Bruders des Leiters der Presseabteilung von der Zeitung 'Games Aktuell' hast. Und dabei musst du dich überhaupt nicht anstrengen. Du weißt etwas nicht, aber musst ihm beweisen, dass du haarbreit informiert bist? Schnell auf Google nachgucken, irgendwer wird schon besser Bescheid wissen, als du. Und selbst, wenn es eine Frage ist, die zu hoch für das Internet ist, du hast ja eine lebendige Fantasie. Da fallen Dir schnell einige Dinge ein, die irgendwie zusammenhängend klingen, und schon hast du dein Opfer überzeugt. Wie in einem deiner Lieblingsspiele. Du musst die Anderen nur davon überzeugen, dass du der absolute Pro-Gamer bist. Dann ein wenig mit der Maus rumwackeln und dank professionellen Programmen, die dich viel gekostet haben triffst du dann auch dein Ziel. Im Internet bist du der König und die Anderen sind deine Hofnarren. Und der Bürostuhl dein eigenes Harem. ICQ, Skype, Facebook. - Du gehst online und siehst deine Frauen. Unzählige, die dich alle vergöttern, denn du bist in ihren Augen ein Engel auf Erden. Zeigst ihnen Bilder von irgendwelchen Typen, die du mal irgendwann als Freund hinzugefügt hast. Erzählst ihnen Geschichten, von Liebe, von den Enttäuschungen in deinem Leben, und warum es Dir so schwer fällt wieder diese Eine in dein Herz zu lassen.
Aber dennoch beteuerst du, dass sie diese Eine sei. Diese Perle, dieses Funkeln in seinen wunderschönen blauen Augen, dieses Mädchen, für das er sich den Ersten und den Letzten Kuss aufspart. Tief im Inneren ist das deine Familie. Du verspürst nun mal mehr für sie, als für deine Eltern. Diese Hartz 4-empfangenden Penner, die dich rausgeschmissen haben, als du 18 warst. Aber du musstest deiner Familie auch schon wehtun. Sie kamen hinter deine Geschichte, fanden es seltsam, dass dein Beziehungsstatus immer auf 'Single' steht. Dass ihr euch nie trefft, dass du zwar immer von der gemeinsamen Zeit redest, aber keinen Deut dafür tust. Manchmal werden sie nun mal lästig. Und da kommt der nächste Vorteil ins Spiel. Wenn sie quengeln, dich nerven oder du schnell mit einer Anderen reden musst, klickst du einfach auf das X und alles was deine Geliebte noch von Dir noch hört ist ein 'hat die Konversation verlassen'. Dein Klientel, deine Zielgruppe ist nicht in deinem Alter. Du bevorzugst Dreizehn- bis Fünfzehnjährige. Die kannst du beeinflussen. Sie sind leicht zu beeindrucken, du kannst mit ihnen spielen, es macht Dir Spaß zu sehen, wie du ihnen Weh tun kannst. Und wie du sie wieder in deinen Bann ziehst. Das ist dein Hobby. Das kannst du und das machst du gerne.
Aber warum bist du nun hier? Und worüber solltest du nachdenken? du weißt, dass du kein perfekter Mensch bist. Aber sind die anderen denn besser? Lügen andere nicht? Ist ein Großkonzernbesitzer etwa besser, der für ein wenig mehr Macht und Geld seine Seele an den nächstmöglichen Teufel im Anzug verkauft? Ist ein Großstadtcop besser, der fallrelevante Beweise fälscht, um sich selbst vorm Staatsanwalt in ein besseres Licht zu rücken? Vielleicht springt ja eine Beförderung dabei raus. Wen interessiert schon die Unschuld und das Leben dieses Mordverdächtigen. Er ist nur einer unter Vielen, ein kleiner Fisch in einem Meer voller Haie. Friss oder werd' gefressen. Ein lautes Brummen, ein anfahrendes Auto. Ein klicken, eine Autotür, die geöffnet wird. Türen schließen, Zentralverriegelung schließt. Schritte in deine Richtung, ein lautes Rascheln von aneinanderstoßenden Ketten. Irgendjemand öffnet den Bungalow, den du in den letzten Wochen dein Gefängnis nanntest. Du hast in deiner Zelle einen Gasbrenner gefunden. Außerdem mehrere mit Aluminiumfolie bedeckte Fertiggerichte von Fast-Food Lieferdiensten. Und Plastikbesteck. Dieses war allerdings so rar verteilt, dass du nach wenigen Tagen anfangen musstest mit der Hand zu essen. Wie ein Tier, das auf seinen Herren wartet, hast du auf dem harten Zellenboden aus Beton geschlafen. Deine Dünnschiss-Ladung hast du in die leeren Essensbehälter gefeuert, das war nicht wirklich hygienisch, aber zweckdienlich. Diese konntest du nämlich durch die Zellengitter am Fenster schieben und so entsorgen. Du konntest den Gestank zwar immer noch riechen, aber er war bei Weitem nicht so schlimm, wie, wenn du dein Geschäft in der Zelle gemacht hättest. Dein Urin war deine Dusche. Und du hast dich jeden Tag zwei- bis dreimal geduscht. Die Menge lag an dem großen Wasservorrat, der in großen 18,9 Liter Mehrweg-Behälter abgefüllt war. Auf jeden Fall wollte jemand nicht, dass du in diesem Loch verreckst. Du richtest dich auf, mit Dreck, Sperma (manchmal, wenn du dich nicht grade mit deinem Leben beschäftigt hast, war dir langweilig) und Pisse auf den ungewaschenen Klamotten stehst du da, blickst in Richtung der Ausgangstür und wartest gespannt darauf, wer dein Peiniger ist und malst Dir jetzt schon Möglichkeiten aus, wie du ihn bestrafen kannst. Wenn du es hier raus schaffst. Eine relativ dünne Person betritt den Raum. Er oder sie trägt einen eng anliegenden Trenchcoat. Dunkle Sportschuhe von Nike, vielleicht Frauenschuhe und eine Maske. Eine Dämonenmaske mit der Zahl 666 drauf gekritzelt. Das Erste, was dir in den Sinn kommt: 'Ein absoluter Freak, na toll.. vielleicht werd' ich dann endlich entjungfert.' du hättest vielleicht gelacht, wäre das hier ein Halloween Streich gewesen. Das dumme daran ist nur, dass du keine Freunde hast, die Dir so einen Streich spielen könnten. Und dass es kein Scherz ist. "Na, du Stück Scheiße?", sagte eine Frauenstimme hinter der Maske. "Hast du's Dir hier schön gemütlich gemacht? Ich hoffe doch, war eine scheiß Arbeit dich Fettsack hierher zu schaffen. Du solltest vielleicht mal über einen Platz bei den Weight Watcher nachdenken. Insofern du hier lebend rauskommst." Die Sticheleien lassen dich kalt, du interessierst dich nur für zwei Dinge. "Wer bist du? Und was willst du? Ich habe kein Geld, niemand würde jemals für mich Lösegeld zahlen und Vergewaltigen willst du mich denke ich auch nicht. Also warum die ganze Arbeit?!" Sie blickte kurz zu Boden.. mit zittriger, vor Erregung angespannter, schneller Stimme sagte sie etwas leise, aber deutlich: "Ich habe dich geliebt. Immerzu habe ich dich angerufen, dir meine Aufmerksamkeit geschenkt, mir deine Probleme angehört, kein Abend war zu lang, kein Morgen zu früh, für mich gab es nur dich. Mein Leben bestand aus Dir, ich habe alles fallen gelassen, alles aufgegeben, meine Eltern, meine Familie, meinen Beruf, mein LEBEN! Doch du.. Dich interessierte das alles nicht. Du hattest nur Spaß am Spiel. Dir wurde es zu langweilig, der Alltag, die Regelmäßigkeit, meine Liebe, die ich dir bot wurde zu einer Last in deinem Leben. Hättest du jemals damit gerechnet? Damit gerechnet, dass eine deiner 'Puppen' zurückschlägt?
Ihre Stimme erhebt? Gegen dich, den Spieler seines eigenen Spiels? Nein, du warst immer blind. Hast das Alles auf die leichte Schulter genommen. Aber heute nicht mehr. Ab heute bestimme ich die Regeln. Und wir fangen direkt an.. weißt du noch? Du hast mir erzählt, du wolltest Feuerwehrmann werden. Das musst du vielen erzählt haben, hm?" Sie hatte einen Kanister in der Hand. Stellte ihn hin. "Dann wollen wir doch mal sehen, wie du mit dieser.. 'brenzligen Situation' klarkommst." Sie stoss den Kanister um, eine stechend riechende Flüssigkeit trat aus und floss über den gesamten Bode, bis in seine Zelle. Den letzten Rest schüttete sie gegen Wände und einige Möbel. "Dumme Kuh. Das ist ein alter Bunker, die wurden extra so gebaut, dass sie nicht so leicht abbrennen. Falls mal eine Bombe in der Nähe einschlug, durfte nicht gleich der ganze Bungalow abbrennen.", dachtest du dir. Sie ging in die Nähe der Ausgangstür. Da war ein kleiner, abgedeckter Schalter. Sie zündete ein Tankfeuerzeug an und lachte entzückt. Die Flamme spiegelte sich in ihren Augen, die man durch die Maske glänzen sehen konnte.
"Also dann, viel Glück, Schatz!" Sie warf das Feuerzeug hinter sich und das Ethanol entzündete sich. Als nächstes betätigte sie den Schalter. Du hörst ein lautes Signalgeräusch und die Zellentür vor dir öffnet sich. Doch wohin? Überall Flamen, die sich schnell ausbreiten und auf das Mobiliar übergehen. Die Treppe runter, vor dir eine dicke Metalltür, in der sich die Menschen bei Bombengefahr eingeschlossen haben. 'Von der einen Falle in die Nächste', denkst du dir. Du holst zwei Mal tief Luft, hältst dir einen Stofffetzen vor den Mund und sprintest los, durch einen kleinen Gang und verschließt die Metalltür hinter dir. Viele Riegel schließen und du bist gefangen.
[expander]Edit: Ein paar Rechtschreibfehler korrigiert und neu geordnet, da das mit der Seitenbreite nicht hinkam.[/expander]
[expander]Edit 2: Mein Gott, das geht einem VERDAMMT auf die Nerven, immer, wenn man einen Absatz korrigiert hat, sodass er passt, ist ein anderer falsch eingerückt. AWW![/expander]