Big Bang Theory ist wohl die einzigartigste Sitcom in Amerika. Physiker und Nerds versuchen in der aktuellen Gesellschaft klar zu kommen und sorgen so für lustige Momente. Leonard aus eben dieser Serie sagt in einer Episode: "In the information age, you and I are the alpha males."
Im Informationszeitalter sind die Nerds die Alpha Tiere, die ranghöchsten Menschen also. Ist dies wahr?
Die San Diego Comic-Con International, das Mekkah eines jeden Comicenthusiasten, wurde 1970 das erste mal veranstaltet. Damals kamen lediglich 300 Besucher. Im Jahr 2010 konnten 140.000 Fans verzeichnet werden und auch dieses Jahr wird keine geringere Zahl erwartet, denn es ist mittlerweile eine Tradition geworden, dass die Comic-Con Tickets bereits nach wenigen Stunden ausverkauft und alle Server der Verkaufsseiten zusammengebrochen sind.
Die Comic-Con hat sich in all den Jahren von den Comics wegbewegt und hat sich als eine Messe für das, was ein normalsterblicher wohl nerdig nennen würde, entwickelt. So ist es heute gängig, dass wichtige Serien im Sci-Fi Bereich, oder Serien, die sich mit nerdigeren Themen beschäftigen, wie beispielsweise The Big Bang Theory, oder, um mal ein anderes Beispiel zu nennen, Chuck präsent sind, um erstens Werbung für das Programm zu machen, aber gleichzeitig in Verbindung mit den Fans zu stehen. Das was viele Firmen durch die Social Networking Welle gelernt haben, nämlich den Fan und den Kunden als Freund und nicht als Geldbeutel zu sehen, um so letztenendes eben doch mehr Geld zu verdienen, wird auf der Comic-Con schon seit Jahren praktiziert.
Das Internet hat dafür gesorgt, dass alle Menschen in Kontakt miteinander stehen und speziell Bereiche wie Online-Gaming und ein Interesse an Informationstechnologie in unserer Gesellschaft immer mehr Akzeptanz finden. Kleines Experiment: Wie viele Jungs und auch Mädchen an eurer Schule/in eurem Freundeskreis zocken? Gegenfrage - wie viele Erwachsene spielen Computerspiele?
Die Generation, die gerade in den Kinderschuhen steckt wächst in der Informationsgesellschaft auf und wird daran gewöhnt sein, dass wir in einer Welt von World of Warcraft, E-Books und Facebook leben. Sicherlich ist nicht alles Gold was glänzt. So gilt es sicherlich neue Fragen zu klären, Fragen des Datenschutzes und der Sicherheit im Internet, doch das soll gar nicht Thema dieses Specials sein.
Dieser kleine gedankliche Exkurs sollte euch zeigen, dass der Nerd gesellschaftliche Akzeptanz erfährt und deshalb auch immer interessanter für Unternehmen wird. So wird zwar bei The Big Bang Theory der Nerd belächelt, doch gerade dort, wo dieser heimisch ist - im Internet - erhält dieser ein speziell auf ihn zugeschnittenes Angebot. Gerade durch die digitalisierung nahezu aller neuen Inhalte, steht fast jedem Nutzer etwas zur Verfügung, was speziell für ihn von Interesse ist. Ein Himmelsreich für unsere individualistische Gesellschaft.
So gibt es auf der Comic-Con jährlich ein Panel zu einer Serie, die für Gamer produziert wird. The Guild ist eine Serie, die lediglich im Web ausgestrahlt wird und enormen Erfolg hat. Es werden DVDs von einer Serie verkauft, die lediglich von einer Gilde handelt, die versucht In- und Outgame mit ihrem Leben klar zu kommen. Es werden ganz klar die MMO-Spieler angesprochen und dennoch, trotz dieser vermeintlich recht kleinen Zielgruppe, gibt es Investoren für ein solches Projekt. Microsoft sponsort die Serie und vertreibt diese im Gegenzug dafür auf ihrem XBox Marktplatz. Trotz dem Vertrieb über die Konsole, einem Ort, an dem es bekanntlich keine MMOs gibt, findet diese Serie gefallen und konnte durch diesen Microsoft Deal die Zuschauerzahlen erweitern. So hat es The Guild, als Paradebeispiel geschafft, als eine Webserie zu überleben und ein riesiges Publikum zu finden und das trotz geringem Produktionsbudget. So sagte Felicia Day, die Autorin und Hauptdarstellerin der Serie, dass Fans zu ihr kämen und sich bedankt hätten, weil sie es mit The Guild geschafft habe, die Freundinnen der Gamer das erste mal vor die heimische XBox zu kriegen. Der Erfolg dieses Internetprojekts hört da nicht auf.
So gelang es zwei Jahre in Folge Lieder rund um die Serie zu produzieren, die in den amerikanischen iTunes Charts die Spitze der Downloads zeitweise angeführt haben, vor Interpreten wie Rihanna, Justin Bieber und weiteren. "Do You Wanna Date My Avatar" hat es als wohl erster Song geschafft, Musik für Computerspieler und Nerds zu popularisieren und zu zeigen, dass die Zielgruppe des Nerds auch in der Musik existent ist.
urNyg1ftMIU
Doch bei diesem einen Beispiel soll es nicht bleiben. Gerade Star Wars hat gezeigt, dass etwas, das oft als nerdig belächelt wird enorme Popularität erhalten kann und damit Geld erwirtschaftet werden kann. Ein Trend demnach, der bereits seit Jahren bekannt ist und von Comicfirmen aufgegriffen wurde. Nicht grundlos wurden Star Wars Comics produziert oder Spider-Man zur Milleniumwende neu aufgelegt. Ziel war es ein neues Publikum erreichen zu können, eine neue Gruppe von Jugendlichen, die in der Informationsgesellschaft aufwächst. So hat Star Wars auf der Comic Con allein zig Panels, die von Büchern, über die Filme bis hin zu den Computerspielen Themen enthalten.
Sicher ist es unsinnig alle Nerds, wenn man sie denn heute noch so nennen will, über einen Kamm zu schären und zu behaupten, alle würden Comics lieben, alle wären an Physik und Computern interessiert, doch es wird deutlich, dass die Themen, die in unserer Gesellschaft allgemein als untypisch für die normale Bevölkerungsschicht galten, durch den Übergang in das digitale Zeitalter immer mehr Akzeptanz finden. Die Ausgangsfrage, ob der Nerd nun tatsächlich das Alphatier des Informationszeitalters ist, muss jeder für sich selbst beantworten.
Ein kleines Selbstexperiment: Wie reagieren die Leute, wenn ihr mit eurem Handy Spiele in der Öffentlichkeit spielt? Wie regiert die Umwelt, wenn ihr in aller Öffentlichkeit einen Comic lest? Wie reagiert die Gesellschaft, wenn ihr im Bus ein Buch über Quantenphysik oder Programmierung lest?
Die bessere Frage: Wie hätten sie vor 10 Jahren reagiert?