Lyrik Thread - Slim Shady - Part 2 - Bei Nacht

  • [expander]Hey.., das wird jetzt genau wie beim letzten Mal. Nur diesmal ist eine etwas dunklere Geschichte, die zu meinem gegenwärtigen Gefühlsszustand passt. Weshalb ich sie wirklich nur in kleinen Abschnitten posten werde, wenn mir danach ist. Empfindet es einfach so: die Zeit dazwischen ist das Leid, das die Hauptperson auf ihrem Weg ebenfalls erleiden muss.[/expander]


    Bei Nacht


    Hallo,
    mein Name ist Veronique Díoz. Ich habe in den letzten 69 Stunden alles verloren, was ich geliebt habe. Meine Familie. Meinen Beruf. Meine Hoffnung. Mein Leben.
    Ich starre im Moment in einen Spiegel. Wie bei einem Vampir, dessen Lebensinhalt nur noch aus dem süchtigen Trieb nach Blut besteht, sehe ich mich nicht mehr. Ich sehe eine leere Hülle dessen, was vor wenigen Tagen noch mein Selbst war. Ich habe mich verlaufen. Verlaufen in einem surrealen Labyrinth aus Lügen und einer Wahrheit, welche meinen Verstand bei Weitem übersteigt. Schreie helfen nicht – niemand hört sie. Meine Tränen verblassen auf meinen Wangen. Und das Blut, das an mir hinab läuft, fließt hinweg durch die Rillen im Boden. Das Einzige, was mich in diesen Stunden noch nicht im Stich gelassen hat, sind die Ratten, die nur darauf warten, dass ich aufgebe und dieser Welt meine letzte Träne schenke. Mein Geist ist tot. Alles was meinen Körper noch antreibt ist diese tief in mir brennende, das Dunkel erleuchtende, lodernde Flamme der Hoffnung auf Antworten. Diese verzweifelte Stimme, die in mir nach der Antwort auf die Frage: ‚warum ich?!‘ schreit. Nichts auf dieser Welt kann meinen Schmerz lindern. Kein gutes Wort von Freunden, kein Gesegneter, der alles gut reden möchte, kein Gott, der das alles zulässt, ohne sich eine einzige Sekunde um den Gemütszustand seiner Kinder zu scheren. Keine einzige verlorene Minute im stillen Dunkel der Vergangenheit. Das ist ein Schmerz, der nicht gelindert werden soll. Eine Fahrt durch die Dunkelheit deiner eigenen Seele. Heute Nacht werde ich aufhören zu weinen. Ich werde meinen letzten Gang beschreiten, egal wohin er mich führen wird und egal, wie viel Leid ich dabei anderen zufügen muss. Und die einzigen Zeugen meiner letzten Taten auf dieser Welt werden dunkelgraue Mauern und Beton sein. Wenn ich am Ende vor dem letzten Gericht stehe.. werde ich nicht alleine sein.