Das elende Weihnachtswunder

  • Ka'aiden saß gedankenverloren hinter dem Tresen seiner Cantina. Sie war vielleicht nicht sonderlich groß oder sauber, überall stank es nach Desinfektionsmittel und alkoholischen Getränken, aber trotzdem besuchte eine Vielzahl an Wesen verschiedenster Spezies Tag ein Tag aus die Bar. Normalerweise jedenfalls...
    Heute war der schäbige Aufenthaltsraum fast leer. Es war Heiligabend, die meisten seiner Kunden saßen zu Hause bei ihren Familien und Freunden und feierten. Nur diejenigen, die allein waren, verkehrten heute hier, so wie Ka'aiden selbst. Betrübt ließ er seinen Blick über die wenigen Gäste schweifen. Hoffnungslose Gestalten, an die Wand oder in ihr Glas starrend. Der Anblick machte den Barkeeper traurig. In diesem Moment keimte eine Idee in seinen Gedanken auf. Sollte ich wirklich...?, fragte sich Ka'aiden und ließ sich die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Doch..., dachte er entschlossen und gab sich einen Ruck, ...ich werde mit diesen Personen Weihnachten feiern! Es ist ein Fest der Liebe und des Zusammenseins... Egal, welcher Schicht wir angehören und ob wir einsam sind... Ka'aidan löste den Blick von den Gästen und sah sich in der Bar um. Wirklich weihnachtlich sah hier nichts aus. "Das wird noch etwas Arbeit werden...", murmelte der Barkeeper und trat hinter seinem Tresen hervor...


    "Meine Sinne trüben mich.."
    Ein Jedi saß allein in seiner Zelle auf einem Raumschiff, einem Republikanischen Raumschiff, ohne auch nur zu ahnen, dass in der Cantina dieses riesigen Gefangenentransporters ein einsamer Barkeeper diesen Tag feierlich machen würde. Feierlichkeit, das hätte sich Tyrkin auch für den Rest seines Lebens gewünscht, doch er war der dunklen Seite gefolgt und hatte viele Menschenleben geopfert, um seinem Ziel näher zu kommen, das Universum zum Frieden zu leiten. Wie hatte er sich nur so irren können, wie konnte er nur den Erzählungen des Lords glauben. Alles Lügen, sie haben niemals für den Frieden gekämpft und getötet, sie haben für ihn, für seine Macht und sein Imperium gekämpft. Wie hätte dieser eine Jedi ahnen können, dass ihn diese Versprechen auf die dunkle Seite und auf diesen Transporter führen würden.
    Jetzt saß er da, in stiller Meditation, dem Ende entgegen sehend.


    "Ein ganzes Schiff voller Gefangener, voller Republikanischer Soldaten, die ich nichtmal alle kenne und kein einziger Baum hier.."
    Der Barkeeper war entäuscht, als er feststellte, dass sich in der Lagerstädte in der Nähe seiner Cantina nichts brauchbares befand. Was hatte er eigentlich erwartet, sie lebten in den Tiefen des Alls und Pflanzen sah man hier selten. Die Idee Weihnachten zu feiern, würde den meisten sowieso suspekt werden, doch er hielt an seinem Gedanken fest. Er wollte Liebe und Frieden auf dieses Schiff, das voller Verbrecher und zum Tode Verurteilter war, bringen.
    Er öffnete einen Zylinder in der hintersten Ecke und fand etwas brauchbares. Endlich.. Jetzt kann es losgehen. dachte er, als er ein Seil und einige kleine Lampen fand. Er ging in seine Cantina, um das Fest vorzubereiten.


    Betrunken lag der Captain des Schiffes in seinem Bett, schnarchend und erschöpft. Die zweite Befehlshabende dieses Schiffes lag in seinem Arm. Beide hatten den Abend auf ihre Weise gefeiert. Ihr Job war gerade ziemlich einfach. Sie schwebten in der Luft über einem Planeten und das Schiff war auf Autopilot gestellt. Laut republikanischem Recht durfte ein Gefangenentransporter, der so voll beladen mit Kriegsgefangenen war, nicht landen. Die hohe Gravitation der meisten Planeten machten jedoch so gigantische Schiffe manövrierunfähig und die meisten Kapitäne aktivierten den Autopiloten. Dadurch, dass gerade Landgang für den Großteil der Crew war, haben es sich die beiden natürlich gemütlich gemacht, das Schiff war schließlich an seine Position gebunden und gemütlich gemacht sollte bei diesen beiden nichts anderes heißen, als sich die Kleider vom Leib zu reißen und ihre Körper in der Steuerkabine zu genießen.


    Ka'aiden war wieder an seinem Tresen und beobachtete die Besucher seiner Bar. Er hatte gehört, dass viele Besatzungsmitglieder in Depression verfallen waren, seit sie hier waren. Man konnte es ihnen nicht verübeln, denn viele der angeheurten Wächter lebten ursprünglich auf dem Planten, über dem sie gerade schwebten und somit konnten sie ihren Landgang genießen. Die anderen waren hier alleine und betranken sich, wenn sie nicht gerade Dienst hatten. Sie entsprachen dem üblichen Raumfahrerklischee.
    Der alte Barkeeper riss sich aus seinen Gedanken und befestigte an dem Seil, das er gefunden hatte, die kleinen Lampen. Er kannte diesen Brauch der 'Lichterkette' lediglich aus Romanen und doch wusste er, dass er richtig liegen musste, denn das Ergebnis schien ihm bekannt. Andere hätten ihm nun gesagt, er müsse sich Sorgen machen, da er eine Feierlichkeit aus einem Roman übernahm, doch er war Stolz darauf, als ein Seltsamer gesehen zu werden, wenn er so den Besatzungsmitgliedern Freunde spenden konnte.
    Er war an der letzten Lampe angekommen und stellte fest, dass diese nicht ging. Ka'aiden öffnete also die Lampe und wechselte die Energiezelle. Überraschenderweise wusste er nicht, was mit dem Müll geschah, den er den Müllschacht hinunterwarf, doch die meisten Systeme in seiner Umgebung verstand er nicht. Er war schon alt und schmiss erneut eine Energiezelle den Schacht hinunter, ohne zu wissen, dass dies sein Leben retten würde.


    Der Jedi in der dunklen Zelle sprang aus seiner Meditation und griff unter sein Bett. Es war erstaunlich, wie leicht man in diesen Zellen an seine alten Waffen heran kam. Die meisten Wärter mieden diesen Zellentrakt und so konnte sich jeder Insasse in Ruhe aus den Sachen die er fand, seine Waffen bauen. Tyrkin brauchte dies jedoch nicht, er hatte seine Waffe sowieso bei sich behalten, ein Jedi kannte seine Tricks...
    Er zog also seine Waffe und schmolz die Tür, hinter der sich seine Freiheit versteckt hielt. Der dunkle Jedi bereute seine Taten und es war nicht sein Ziel seiner Strafe zu entkommen, vielmehr wollte er seinem Gefühl folgen. Dieses sagte ihm, dass er das Richtige tat.


    Ka'aiden hatte soeben die Barbesucher auf seine Idee aufmerksam gemacht und die meisten starrten ihn mit dem gleichen Blick an. Sie zeigten alle eine Mischung aus Mitleid und Spott. Diese Tradition des Weihnachtsfestes hatte der alte Barkeeper aus einem Science Fiction Roman und es war unüblich aus diesem zu zitieren oder diese Bräuche weiter zu leben. Dennoch nahm er die Reaktionen als einen Ansporn und fuhr mit seinen Erzählungen fort: "Ich erzähle euch jetzt eine Weihnachtsgeschichte. Sie handelt von einem stillen Helden, der lediglich Spott und keinerlei Dankbarkeit erhielt, obwohl alle ihm das Leben verdankten." Trotz der vorhergehenden Reaktion hörten alle gespannt dem Barkeeper zu...


    Das leise Stöhnen der zweiten Befehlshaberin weckte den immernoch betrunkenen Captain des Schiffes. Er wusste aus Erfahrung mit ihr und mit anderen Menschenfrauen, dass diese unersättlich waren. Sie schien ihn offensichtlich erneut zu wollen, obwohl sie bereits vorher wild dabei gewesen waren. Er war sich sicher, dass sie einige Hebel im Chaos verstellt hatten, doch das Schiff war im Autopilot und es gab nur wenige elementare Hebel, die sie hätten umlegen können und er war sich sicher, dass sie keinen erwischt hatten. Jedenfalls so sicher wie ein betrunkener Captain hätte sein können.


    Tyrkin kroch durch das Loch, dass er in die Tür geschmolzen hatte. Sein Laserschwert war stark und er wusste, dass er sich zu jeder Zeit hätte befreien können, doch er wollte Leiden, er wollte dafür büßen, was er angerichtet hatte. Der Jedi war der dunklen Seite verfallen und konnte mit dem Gedanken, unschuldige grundlos getötet zu haben, nicht weiter leben, doch die Macht spielte ihn als eine Spielkarte und das wusste er. Er folgte seinem Gefühl, er rannte durch die Gänge, wenn es dem Gefühl entsprach und er schlich, wenn die Macht es ihm zuflüsterte. Das gesamte Schiff war leer und er wusste, dass er keinen antreffen würde. Trotzdem hatte er Angst, denn er hatte die Macht noch nie so intensiv gespürt. Der Jedi war sich sicher, das zu tun, was er in dieser Situation tun musste, doch er wusste nicht wieso. Die Macht ging seltsame Wege und dessen wurde er sich bewusst, als er die Tür öffnete, hinter der sich alles verbarg.


    Der Captain stand stolz, mit seiner Gefährtin im Arm, auf seiner Brücke und schaute in die Dunkelheit hinaus, als plötzlich ein Alarm erklang. Eine Tür im Maschinenraum hatte sich geöffnet. Der Befehlshaber hechtete zum Kommunikationsgerät und funkte einen Wächter an.


    Der Jedi hatte den Raum betreten und wusste was zu tun war. Ein Fehler leuchtete auf der Anzeigetafel auf und durch seine technischen Kenntnisse, waren sie auch noch so gering, wusste er, dass auf der Brücke der Wartungsmodus initiiert wurde. Dies war nicht weiter schlimm, doch auf lange Sicht würden sich Teile aus der Hauptmaschine lösen und das Schiff würde abstürzen und genau dies würde jetzt eintreffenl.
    Ein Offizier mit erhobener Waffe rannte in den Raum und sah den Jedi, wie er vor der Konsole stand und auch er schien den Fehler zu erkennen, denn er senkte seine Waffe. Panik stieg in sein Gesicht, als er realisierte, dass dies den Tod für die gesamte Crew bedeuten würde. Tyrkin spürte seine Furcht jedoch und versuchte ihn zu beruhigen, denn Panik war der größte Feind in dieser Situation. Die Luft war wie elektrisiert und es fiel beiden schwer zu atmen, als sie die Blende abnahmen und feststellten, dass die Maschine unter fatalen Fehlern litt. Die Vibration des Motors hatte dafür gesorgt, dass fast alle Rohre sich gelockert hatten und heiße Luft strömte aus einer Furche.
    Da war die Lösung, hinter dem Dampfstrahl konnte der Jedi eine Überbrückung sehen und er fühlte, was zu tun war. Er sah sich im Raum um und sah, dass das Rohr der Müllanlage gebrochen war. Auf dem Boden lag genau das Teil, das diese Überbrückung auslösen konnte und dafür sorgen konnte, dass die Elektronik des Schiffes die Maschine regulieren konnte, das Teil, das soeben durch die Müllanlage gefallen war, die Energiezelle, die der Barkeeper weggeworfen hatte. Er griff durch die Dampfwolke und seine Haut verbrannte. Der Schmerz war unerträglich und Tyrkins Hände zitterten. Es fiel ihm schwer das Teil einzuspannen doch es geling ihm. Plötzlich stürmte der Captain in den Raum und sowohl der Offizier als auch der Jedi drehten sich um.
    Der Offizier stockte, immernoch in Panik: "Dieser Mann hat uns allen das Leben gerettet, er..", doch der Captain warnte ihn mit einem mahnenden Blick und er verstummte. Dieser drehte sich erneut zu dem Schacht, vor dem der Jedi stand und entdeckte einen erneuten Fehler. Ein Kabel verlief durchtrennt an der Wand und lief direkt zur Konsole, die weiterhin den Fehler anzeigte. Trotz der Überbrückung hatte die Elektronik keine Kontrolle über die Maschinen und diese würden auseinanderfallen, wenn nicht schnell eine Lösung gefunden werden würde.


    Der Offizier wollte etwas sagen, doch erneut drängte der Captain zur Stille. Diesmal unterbrach er den Versuch des Offiziers, etwas zu sagen, mit Worten. "Ich werde diesen Fehler von mir beseitigen. Ihr müsst gehen Fremder, auch wenn ihr uns gerettet habt.." Der Jedi fühlte, dass die Maschine nicht funktionierte und er wusste, es gab nur einen Weg diese zu reparieren. Der Captain war jedoch da, bewaffnet und würde ihn töten, wenn er sich bewegen würde. Er wusste, dass es nur einen Weg gab, diese Situation zu lösen, es gab nur einen Weg das Schiff zu retten. Der Jedi zog das Lichtschwert aktivierte es und zögerte einen kurzen Moment, bevor er seine Bewegung fortsetzte.
    Der Captain betrachtete Tyrkin vollkommen geschockt und realisierte viel zu spät, dass er ein Jedi war, denn die Klinge hatte bereits ihren Dienst getan.


    Tyrkin brach zusammen und eine Träne rollte über sein Gesicht. Durch das Laserschwert hatte er das Kabel geschmolzen und wieder vereint und die Maschine regulierte sich. Es hatte nur einen Weg gegeben, dies zu tun, er hatte sich selbst in seine Brust gestochen und hatte das Kabel getroffen. Die Träne fiel und er wusste er hatte alles richtig getan, er hatte das Schiff gerettet und er würde seiner Strafe für seine Taten entgegen treten und sterben. Der Tropfen aus seinem Gesicht schlug auf dem Boden auf und alles wurde schwarz.


    "Obwohl er alle gerettet hatte, würde er für immer der stille Retter sein, er würde für immer unbekannt bleiben. Er war ein wahrer Held und opferte sein Leben für das anderer. Er erlebte ein wahrlich heldenhaftes, aber elendes Weihnachten."
    Ka'aidan trat an seine Bar heran und schenkte sich ein Glas seines dreckigsten und ältesten Whiskys ein. Er erhob sein Glas und sprach: "Auf den stillen Helden!"